Verleihung des Reinhard-Engert-Preises 2022
Im Rahmen der 150-Jahr-Feier der Königin-Luise-Schule (KLS) fand am 15. Juni 2022 die Verleihung des Reinhard-Engert-Preises für Geschichte statt, der von der Werkstatt für Ortsgeschichte Köln-Brück vergeben wurde.
Dieser Preis wurde auf Initiative von Brigitte und Fritz Bilz 2016 ins Leben gerufen und soll an den langjährigen stellvertretenden Vorsitzenden Reinhard Engert erinnern, der 2015 verstorben ist und der GW eine bedeutende Summe Geld hinterlassen hat. Dieser Preis wird verliehen für herausragende Auseinandersetzungen mit der Kölner Ortsgeschichte, wie z.B. auch Biografien, und ist mit 2000 € dotiert. Schülerinnen und Schüler, Klassen oder Kurse aus Köln können sich dafür bewerben. Eine Jury, bestehend aus Brigitte Bilz, unserer langjährigen Vorsitzenden, Prof. Dr. Michael Klöcker, Dr. Lukassen vom NS-Dokumentationszentrum, Pfarrer Franz Meurer und der Bezirksbürgermeisterin von Kön-Kalk, Claudia Greven-Thürmer, entscheidet über die Preisvergabe. Dank der Mithilfe des NSDok unter Federführung von Herrn Lukassen konnten in den letzten Jahren hervorragende Arbeiten von Kölner Schulen prämiert werden.
In diesem Jahr hatte die Jury entschieden, dem Projektkurs Geschichte Q2 der Königin-Luise-Schule diesen Preis zu verleihen. Dieser Projektkurs hat ausführliche und außerordentlich fundierte Biografien ehemaliger jüdischer Schülerinnen der KLS erstellt. Stellvertretend für die Schülerinnen und Schüler des Kurses wurden zwei Arbeiten eingereicht. Zum einen von Louisa Laube, die Liselotte Kramer porträtiert hat, und zum anderen die von Carla König, die zum Leben von Edith Jonas recherchiert hat.
Beide Protagonistinnen haben den Holocaust überlebt und konnten in den USA ein neues Leben beginnen. Edith Jonas überlebte die Konzentrationslager Westerbork und Auschwitz, wo sie Experimenten durch den berüchtigten Arzt Josef Mengele unterzogen wurde. Sie starb aber bereits mit 38 Jahren an Leukämie – möglicherweise eine Spätfolge der Experimente in Auschwitz. Liselotte Kramer überlebte, indem sie mit einem Kindertransport nach Belgien verschickt wurde und danach, wie ihre Eltern ein Jahr vorher, in die USA emigrieren konnte und dort noch ein erfülltes Leben leben konnte.
In einer kurzen Laudatio würdigte die Vorsitzende der Werkstatt für Ortsgeschichte, Dr. Ingrid Hege-Wilmschen, diese Arbeiten.
Sie bestechen nicht nur durch ihre außerordentlich akribische Rekonstruktion der Familiengeschichte dieser ehemaligen Schülerinnen. So wurde z.B. neben der Auswertung unzähliger historischer Quellen auch Kontakt zu den Nachkommen in den USA aufgenommen. Besonders beeindruckend ist, mit welcher Empathie diese Lebensläufe beschrieben wurden, und die Begründung, warum es wichtig ist, die Erinnerung an diese Schicksale aufrecht zu erhalten. Stellvertretend dafür ein Zitat von Johnny Cahn, des in den USA lebenden Sohnes von Edith Jonas, der in einer E-Mail schrieb: „Ich bewundere das Projekt, das ihr in Angriff genommen habt, und die Bedeutung der Forschung und Geschichte, die ihr betreibt. Ich hoffe, dass sich die Welt auf dem Weg in eine bessere Zukunft befindet, aber das muss auf einem klaren Verständnis unserer Vergangenheit beruhen. Ihr tragt sicherlich zu diesem guten Ergebnis bei.“
Bevor die Urkunden übergeben wurden, dankte Ingrid Hege-Wilmschen nicht nur den Schülerinnen und Schülern des Kurses, sondern auch Lehrer Erkelenz, der diese Arbeiten betreut hat. Als ehemalige Geschichtslehrerin wies sie darauf hin, welche Energie und welches Engagement hinter dieser Arbeit steckt – vor allem in Corona- und Zentralabitur-Zeiten.
Im Anschluss an die Verleihung schilderte Herr Erkelenz ausführlich die Arbeiten des Kurses, der viele Familiengeschichten der ehemaligen Schülerinnen und Schüler aufgearbeitet hat. Er ging in diesem Zusammenhang auf das Erinnerungskonzept der Schule ein, in dessen Rahmen der Kontakt zu den Nachfahren essenziell ist und zu bewegenden Besuchen der in der ganzen Welt verstreuten Nachkommen geführt hatte.
Dieses Erinnerungskonzept beinhaltet zudem, dass für die ermordeten Familienangehörigen Stolpersteine verlegt wurden und werden, für die viele Eltern der Schule Patenschaften übernommen haben. De Arbeiten der Schülerinnen und Schüler werden außerdem in einer Schriftenreihe des NS-Dokumentationszentrums mit dem Titel "Jüdische Schüler*innen an Kölner Gymnasien" veröffentlicht werden. Alles in allem war es eine beeindruckende Veranstaltung.
Ingrid HegeWilmschen